08 April 2006

Import oder lokale Produktion?

Diese Frage stellen sich viele Firmen in Brasilien und der starke Real scheint auf den Import hinzudeuten, aber wer sich die Belastung der Importe mit Steuern, Gebühren und Abgaben ansieht, kommt ins Schwanken. Wer im Ausland ein Notebook kauft und es auf dem Rückweg beim brasilianischem Zoll angibt, zahlt auf den 500 US$ übersteigenden Wert 50 % Zoll. Wenn er nicht sein Kontingent von 500 US$ bei der Rückkehr durch andere Mitbringsel schon aufgebraucht hat, dann wird es richtig teuer! Der koreanische Notebookhersteller LG hat die Frage für sich entschieden und wird ab Juni 2006 in Taubaté drei Notebookmodelle herstellen, anfänglich 3.000 pro Monat, zum Jahresende sollen dann 5.000 Einheiten monatlich erreicht werden. LG verkauft heute 5 importierte Notebookmodelle in Brasilien.

In Taubaté im Bundesstaat São Paulo stellt die Firma bereits Mobiltelefone und Monitore her. Weiße Ware soll wie bisher importiert werden, während die lokale Produktion von Fernsehern in der Freihandelszone von Manaus weiter ausgebaut wird. Dort wurde eine zweite Produktionsstätte in Betrieb genommen, sie erforderte 40 Mio. US$ Investitionen und in ihr stellen 900 Mitarbeiter Fernseher mit Plasma- und LCD-Bildschirmen her, gerade richtig zur Fußballweltmeisterschaft. Beide Produktionsstätten in Manaus verfügen jetzt zusammen über eine Produktionskapazität von 3 Mio. Einheiten jährlich. Von den 150.000 Plasmafernsehern, die 2006 in Brasilien voraussichtlich verkauft werden, will LG 100.000 liefern. Der Umwachs von LG wird 2006 um 38 % auf 1,8 Mrd. US$ wachsen. 2005 betrug das Umsatzwachstum 57%. Übrigens hat man bereits einen 71 Zoll-Plasmafernseher verkauft. Ein solcher Fernseher, allerdings vergoldet (!), kostet immerhin 300.000 R$, dafür bekommt man in Brasilien schon eine schöne Eigentumswohnung oder ein Haus. Kein Wunder, daß ein Firmenvertreter sagte, daß der brasilianische Markt für Luxusgüter “eindrucksvoll” sei.

Und die Moral dieser Geschichte für deutsche Firmen, die in Brasilien ihre Ware verkaufen möchten? Klotzen, nicht kleckern! Aber das schreibe ich wohl vergeblich, denn die meisten deutschen Firmen, die ich kenne, suchen nur einen Händler, der mit Bankbürgschaft abgesichert importiert und auf eigene Rechnung verkauft. Und das Risiko des Markteintrittes übernimmt. Das ist zwar für den deutschen Exporteur billig, bringt ihm aber auch meist wenig, nach dem Motto “Von Nichts kommt Nichts!”.

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