10 April 2008

Realsozialismus ist gut fürs Geschäft

Heute meldete der Wirtschaftsdienst von UOL eine hochinteressante und sehr erfreuliche Nachricht. Aber freuen Sie sich nicht zu früh, der Außenhandel Brasiliens wird immer noch vom Streik des Öffentlichen Dienstes beeinträchtigt (paralisiert wäre ein angebrachteres Wort). Die Freude liegt auch mehr auf Seiten der Aktionäre der bei der BOVESPA - Bolsa de Valores de São Paulo gelisteten Aktiengesellschaften, denn diese 257 Firmen haben ihren Gewinn seit 2003, also dem Amtsantritt der Regierung Lula, bis Ende letzten Jahres verdoppelt. Nämlich von 61,6 auf 123,7 Mrd. R$. Diese Daten wurden von der Beratungsfirma ECONOMATICA ermittelt.

Allein von 2006 auf 2007 nahmen die inflationsbereinigten Gewinne der börsengehandelten AGs um 20,16 % zu, aber die Hälfte der Gewinnsumme des letzten Jahres wurden von nur zwei Firmen erzielt. Es handelt sich um Petrobrás und um Vale, die zusammen 41,4 Mrd. R$ erzielten. Petrobrás und Vale sind die beiden größten AGs Brasilien mit offenem Kapital. Vale wies 2003 einen Gewinn von 5,5 Mrd. R$ aus, 2007 von 20 Mrd. R$ (+ 362 %), Petrobrás erzielte 2003 einen Gewinn von 21,8 Mrd. R$ und 2007 von 21,5 Mrd. R$ (- 1,3 %). Aber Petrobrás ist ja auch noch etwas mehr als halbstaatlich, die können sich einen Gewinnrückgang leisten.

Und Präsident Lula freut sich trotzdem und hat auch Grund dazu. Obwohl man ihm von Seiten seiner Genossen wieder vorwerfen könnte, dass er die erzkapitalistischen Banken Brasiliens unangemessen durch zu hohe Leitzinsen unterstützt. Der börsengehandelte Bankensektor erzielte 12,7 Mrd. R$ Gewinn in 2003, aber 28,7 Mrd. R$ letztes Jahr (+225 %). Die börsennotierten Elektroenergiegesellschaften lagen 2007 mit 14,5 Mrd. R$ Gewinn nach dem Bankensektor auf dem zweiten Platz, ihr Gewinn lag um 414 % über dem des Jahres 2003. Trotzdem ist die endgültige Privatisierung des Sektors nicht einfach, weil die Regeln (noch?) nicht klar sind.

Aber nicht alle waren von Lulas Glück und dem Können seines Vorgängers Cardoso, dessen Wirtschaftspolitik er nahtlos fortsetzte, begünstigt. Denn die Textilbranche machte letztes Jahr 5 Mio. R$ Verlust nach einem Gewinn von 427 Mio. R$ in 2003. Kein Wunder, bei dem starken Real!

Das ist die unter http://economia.uol.com.br/ultnot/2008/04/10/ult4294u1202.jhtm veröffentlichte Tabelle

PS: Wie gut es der Wirtschaft geht, mögen Sie auch daran erkennen, dass ich heute für meinen Kunden Vormann zur Feicon (Baumesse) fuhr und sie nicht besuchen konnte, weil der Parkplatz vor 14:00 bereits wegen Überfüllung geschlossen war. Also fahre ich morgen wieder hin, aber mit dem Taxi. Fazit: Es brummt kräftig in Brasilien, trotz der Hypotheken- und der dadurch verursachten Bankenkrise.

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