05 Januar 2009

Wechselkurs und Wettbewerbsfähigkeit

Der Dollar ist für die Brasilianer auf einen Schlag 46 % teurer geworden, was die Importe des Landes bereits verständlicherweise  weniger stark wachsen lässt. Es gibt sogar schon Stimmen, die davon träumen, dass die einheimische Industrie den ausländischen Exporteuren 20 % des aktuellen brasilianischen Importvolumens, das wären 34 Mrd. US$, wegnehmen wird. Das würde unter anderem China treffen, denn unsere Spielzeugfirma Estrela, die größte des Landes, macht 40 % ihres Umsatzes mit Spielzeug aus China. Solche Firmen müssten wahrscheinlich in vielen Fällen erst Produktionskapazität aufbauen, um sich von den Importfesseln, die bislang sicher nicht als solche empfunden worden sind, zu befreien. Die Importabhängigkeit ist bisher vor allem auf folgenden Sektoren gegeben: Papier, Stahl, Stoffe, Maschinen und Ausrüstungen, kleine Elektrohaushaltsgeräte, Lebensmittel und Spielwaren. 

Aber es bleiben zwei wichtige Fragen offen: 
  1. Wie wird sich der Wechselkurs entwickeln?
  2. Welche Gegenmaßnahmen werden die Exporteure ergreifen?
Zum Wechselkurs eine Aussage zu machen, ist reine Spekulation. Aber die möglichen Maßnahmen der Exporteure sind absehbar. Da es ihnen in den heimischen Märkten an Wachstumsmöglichkeiten bereits jetzt fehlt - siehe das Beispiel der EU-Länder - werden diese nicht umhin können, entweder Preise zu senken oder günstige Zahlungsmodalitäten mit fixem Wechselkurs zu bieten. Da das im Exportgeschäft nur sehr schwer möglich sein wird, ohne Geld zu verlieren, wird vielen Firmen die lokale Produktion in Brasilien als gangbarer Ausweg erscheinen. Dass das nicht so falsch sein kann, zeigt die  Existenz von ungefähr 1.300 deutschen Firmen in Brasilien. Und lokale Produktion braucht nicht unbedingt  mit hohen Investitionen einherzugehen, man kann mit der Montage exportierter Komponenten anfangen und diese sukzessive durch lokale ersetzen. Dabei kann man sich durchaus auf einheimische Lieferanten stützen, muss also keine eigene mechanische Fertigung aufbauen. Analog gilt dies natürlich auch für die Chemieindustrie, den Elektroelektroniksektor und andere Bereiche. 

Eine gangbare, aber bisher kaum benutzte Alternative ist der Import jetzt billiger brasilianischer Komponenten und der Re-Export (draw back, d.h. der Import der Komponenten war steuerfrei, weil diese wieder exportiert wurden), eingebaut in eine Maschine oder Anlage, nach Brasilien. 

Und wem dies immer noch zu aufwendig oder zu unsicher ist, der vergibt eine Lizenz oder geht ein Joint Venture ein. Die Tendenz geht - auch bei den Mitgliedern des Firmenpools Brasilien/Mercosur der IHK Essen - eindeutig weg von den der Zusammenarbeit mit Handelsvertretern oder importierenden Grosshändlern und hin zur Gründung eines Tochterunternehmens. Welche Probleme dabei auftreten können und wie man diese löst, können Sie in meinem Buch WIRTSCHAFTSBOOM AM ZUCKERHUT nachlesen. 

HINWEIS: Vom 24. - 26.2.09 werde ich in der IHK Essen Brasilieninteressierte kostenlos beraten, am 2.3. in der IHK Stuttgart. Anmeldungen für Essen nimmt Herr Slomke von der IHK Essen entgegen, für Stuttgart ist der Kontakt Herr Sterzinger, der das deutsche Eurolatinabüro als Partner leitet.

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