17 Februar 2010

Steigende Produktivitaet verhindert Schaffung von Arbeitsplaetzen

Man koennte auch sagen, die Wiederbesetzung von bereits vorhandenen, aber im Zuge der weltweiten Finanzkrise freigewordenen Arbeitsplaetzen wird in Brasilien verhindert, weil die Industrie ihre Produktivitaet erhoeht hat. Arbeit wird damit immer mehr zu einem Privileg gut ausgebildeter Menschen, die auch ausserhalb der immer weiter zurueckgehenden Industrietaetigkeit eine Anstellung finden, naemlich im stark wachsenden Dienstleistungssektor.

Zwischen Oktober 2008 und Dezember 2009 hat Brasiliens Industrie 334.434 Arbeitsplaetze verloren, fast zwei Drittel davon im Bundesstaat São Paulo, naemlich 212.839 Arbeitsplaetze. Erst Anfang 2011, so schaetzt der Industrieverband von São Paulo die Lage ein, werden die verlorenen Arbeitsplaetze wieder verfuegbar sein. Diese Meinung basiert auf einer Umfrage unter 365 Firmen des Bundesstaates, von denen 51 % neue Mitarbeiter einstellen und 81 % investieren wollen. Die Investitionsmittel sollen wie folgt ausgegeben werden:
  • 30 % neue Maschinen
  • 25 % neue Produktionssysteme
  • 15 % Training von Arbeitskraeften
  • 12 % Informationstechnologie
  • 11 % Fabrikerweiterung
  • 7 % Forschung und Entwicklung
Das sieht besser als als es ist, denn unser Export liegt noch weit unter den einst erreichten Werten und der Zuwachs an Arbeitsplaetzen gegenueber dem Krisenjahr 2008 laesst an eine Milchmaedchenrechnung denken. Und wer schnell schliesst, dass Technologie Arbeitsplaetze vernichtet, denkt in den Kategorien der Maschinenstuermer aus der Zeit der ersten mechanischen Webstuehle oder an die Proteste der Setzer, als die Reporter anfingen, ihre Texte direkt in den Computer (was man damals so Computer nannte) einzugeben, der dann die Setzmaschinen direkt steuerte, unter Umgehung des menschlichen Setzers, dessen Faehigkeit, Spiegelschrift zu lesen, auf einmal nicht mehr gefragt war. Dabei waren sie die einzigen Menschen, die Leonardo da Vincis Tagebuecher ohne Spiegel lesen konnten - vorausgesetzt, sie waren des mittelalterlichen Italienischen maechtig. Zwar werden tatsaechlich Arbeitsplaetze vernichtet, aber auch geschaffen, meist im indirekten Bereich der Maschinenanwender und bei den Herstellern der Maschinen und Produktionssysteme natuerlich. Wobei wieder die oben erwaehnte Einschraenkung gilt, dass die neuen Arbeitsplaetze mehr Qualifikation als die alten, verlorenen erfordern. Also sollte man meinen, dass auch im Ausbildungsbereich viele neue Arbeitsplaetze entstehen. Neulich habe ich bei einem Rotary-Mittagessen den Eigentuemer einer Schule kennengelernt. Der konnte meine Vermutung nur bestaetigen, er hat vor 30 Jahren mit 2 Lehrern angefangen und seine Kinder leiten heute eine Privalschule mit mehreren Lokalitaeten und mehr als 1.000 Schuelern.

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