03 Mai 2016

Brasilien, ein schwieriges Umfeld - aber am Ende des Tunnels erscheint ein Licht

Das sagt zumindest Armínio Fraga, ehemaliger Zentralbankpräsident Brasiliens, der gestern in einem Interview mit TV Cultura sagte, eine eventuelle Regierung Temer ließe die Zukunft Brasiliens weniger negativ erscheinen. Weiterhin meinte er, dass die Übernahme des Kommandos der Regierung durch den Vizepräsidenten eine positive Veränderung sei und führte aus: "Sowohl wegen der Möglichkeit, Probleme zu korrigieren als auch wegen des Wegganges einer Regierung, die sich kompliziert und inkompetent gezeigt hat." Er wird übrigens nicht als Finanzminister in eine eventuelle Regierung Temer eintreten, dazu sei nach seinen Worten ein anderes Profil nötig, er sein kein Politiker. Er lobte Temer, der den Mut gehabt habe, Alternativen aufzuzeigen. Jetzt müsse sein Programm "Eine Brücke in die Zukunft" durchgeführt werden. Aber die Herausforderung sei groß.

Dazu gehört u.a. die prekäre Lage unserer Industrie. Sehen Sie sich z.B. ihre saisonbereinigte mittlere Kapazitätsauslastung in % an:

Eine Erklärung dafür ist die Lage unserer früheren Lokomotive der Wirtschaft. Der Autoindustrie geht es schlecht und sie wurde um ein Jahrzehnt zurückgeworfen:
  • Vendas nos últimos 12 meses em milhares de unidades = Absatz der letzen 12 Monate in 1000 Einheiten
  • Resultados por quadrimestre = Ergebnisse pro 4 Monatsperiode
  • Acumulado de vendas de janeiro a abril de cada ano, em milhares de unidades = Absatz in 1000 Einheiten per April jeden Jahres
"That's not good at all at all!" sagte mir mein Qualitätschef in Südafrika, Mr. Robinson, wenn er Ausschuss meldete. Und das kann ich bezüglich der aktuellen Lage der brasilianischen Industrie nur wiederholen.

Dazu kommt die gute (?) Mitteilung, dass unser Außenhandelsüberschuss Rekordwerte erreicht (Mrd. US$):

Im April 2016 wurde mit einem Überschuss von 4,861 Mrd. US$ ein noch nie für diesen Monat erreichter Wert erzielt, für die ersten vier Monate des laufenden Jahres beträgt er 13,2 Mrd. US$. Aber wer kritisch hinsieht, bemerkt, dass nicht ein steigender Export für diese gute Nachricht verantwortlich ist, sondern ein sinkender Import. Und das ist schlimm für unsere Wettbewerbsfähigkeit, denn allein im April 2016 wurden 36,8 % weniger Kapitalgüter eingeführt, bei den Zwischenprodukten betrug der Rückgang 24,4 %, bei den Konsumgütern 27,5 % und bei Treibstoffen und Schmiermitteln 38,1 %. 

Fazit? Unsere Industrie produziert weniger und wir importieren weniger, weil weniger verbraucht wird. Unser Export mit der Ausnahme bei den commodities sinkt, weil unsere Industriegüter zu teuer sind, denn wegen der fehlenden Investitionen in hochwertige (importierte) Produktionsmittel und wegen der fehlenden Reformen, die den custo Brasil senken würden, können wir nicht das Niveau bieten, welches die Importeure außerhalb Brasiliens verlangen. Jedenfalls die, die in Ländern sitzen, die für unseren Außenhandel interessant sind wie z.B. die USA und die EU. Aber für die hat sich unsere PT-Regierung nie interessiert. Aber leider reichen die Einfuhrkapazitäten Venezuelas, Boliviens und Angolas, um nur einige Länder der Präferenz Lulas und Dilmas zu nennen, nicht aus, um unserer Industrie Flügel zu verleihen. Sie müßte vielleicht mehr Red Bull trinken ;-)

Noch ein letztes Wort zum Export von commodities. Cargill, viertgrößter Exporteur Brasiliens, will 2016 mindestens 600 Mio. R$ in Brasilien investieren. Der Schwerpunkt soll dabei auf den Ausbau der Hafeninfrastruktur liegen. Cargill ist im Sektor Soja, Pflanzenöl und Kleie tätig, der dieses Jahr 174 Mrd. R$ umsetzen wird. Das Unternehmen ist seit 51 Jahren in Brasilien und setzte hier letztes Jahr mit 28 Mio. to Öl- und Körnerfrüchten 32,1 Mrd. R$ um.

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